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CHRISTINE SCHULZ: HAI

29. November 2020 - 17. Januar 2021 am Haus der Kortum-Gesellschaft Bochum 

Einen Weißen Hai stellt Christine Schulz in den Mittelpunkt ihrer neuesten Videoarbeit. Etwa lebensgroß tritt uns das Tier in der Außenprojektion am Haus der Kortumgesellschaft gegenüber. Ruhig treibt der Hai vor dem abstrakt-blauen Hintergrund des ihn umgebenden Wassers. Jenseits hergebrachter Narrative wählt Christine Schulz eine bewusst undramatische Darstellung. Sie zeigt uns den Hai nicht in der erwartungsgemäßen Rolle des furchteinflößenden Raubtiers, vermeidet die Festlegung auf vorgefertigte Deutungsmuster. Vielmehr wird der Hai zur offenen Projektionsfläche für die unterschiedlichen Assoziationen und Emotionen des Betrachters zwischen Faszination und Furcht.

 

Für das Video greift Christine Schulz wie bereits bei diversen früheren Arbeiten auf Found Footage-Material zurück. Aus zwei kurzen Sequenzen, die ursprünglich im Kontext filmischer Tierdokumentationen stehen, generiert die Künstlerin einen mehrminütigen Videoloop. Im Zuge der künstlerischen Aneignung unterzieht sie das Ausgangsmaterial subtilen Veränderungen, die  insbesondere die Zeitstruktur betreffen. Der ursprüngliche Ablauf wird aufgebrochen sowie die Abspielgeschwindigkeit der Filmsequenzen verringert. Die Eingriffe sind mitunter kaum merklich und entfalten ihre Wirkung eher unterschwellig. Sie verleihen dem Video jedoch eine eigentümlich entschleunigte Zeitlichkeit zwischen Echtzeit und Zeitlupe. In heutigen Zeiten einer permanenten medialen Reizüberflutung eröffnen sie sich einen gänzlich anderen Modus des Sehens, ein kontemplatives Sich-Einlassen auf den ruhigen Fluß der Bilder.

 

Wiederholt ist Christine Schulz mit großflächigen Videoprojektionen im Außenraum hervorgetreten, etwa an der New Yorker Brooklyn Bridge (Force Of Forward, 2010) oder an der Glasfassade des Frankfurter UBS-Bankgebäudes (Display, 2010). Stets geht es dabei auch um das Wechselspiel des künstlerischen Eingriffs in eine urbane Situation, um die Wechselwirkung von Werk und Ort, um die Neudefinition vertrauter urbaner Situationen mit den Mitteln der Kunst. In dieser Hinsicht stellt ihre neueste Arbeit für Bochum die konsequenteste Umsetzung dieses Ansatzes dar. Die speziell für den Ort entwickelte Arbeit fügt sich formatfüllend in die Fensterfront ein. Das Foyer des Hauses der Kortumgesellschaft wird zum virtuellen Aquarium und generiert damit eine surreal anmutende Situation am stark frequentierten Eingang zum Bochumer Stadtpark.

 

Mit der Arbeit von Christine Schulz setzt das Netzwerk Kunstvereinehoch3 seine Folge von Videoprojektionen im öffentlichen Raum. Formiert hatte sich die Projektgemeinschaft der drei Bochumer Kunstinstitutionen Kunstverein Bochum, Galerie Januar und Kunstverein Bochumer Kulturrat im Kontext des Kulturhauptstadtjahres 2020. Seitdem hat das Netzwerk mehrfach Videoprojektionen im Bochumer Stadtgebiet realisiert, zunächst in der Rotunde des ehemaligen Katholikentagsbahnhofs und seit einigen Jahren gegenüber vom Kunstmuseum in der Glasfassade am Haus der Kortum-Gesellschaft.
 

Ein Projekt der Kunstvereinehoch3

 

Die Videoprojektion ist täglich mit Einbruch der Dunkelheit am Haus der Kortum-Gesellschaft Bochum, Bergstraße 68a, 44791 Bochum (Eingang Stadtpark) zu sehen.

 

 

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