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JONAS HOHNKE: transfer

16. März - 26. April 2018

Zeit und der Alltag – das sind die Hauptmaterialien in Jonas Hohnkes Werk. Das ist zunächst nicht greifbar und hier liegt die Qualität des Ansatzes. Die beiden konzeptuellen Grundbausteine werden in verschiedener Art und Weise durch Gegenstände, die wir kennen und benutzen, physisch repräsentiert oder medial repräsentiert. Die Materialität der Stücke versucht dabei nicht, die künstlerische Idee aufzuwerten, sie spielt eine untergeordnete, metaphorische Rolle. Holzkohlesäcke, Handtücher, Bretter. Eine einfache Wasserwage wird zum Symbol für den Alltag, der unserem Leben in seiner kontinuierlichen Präsenz und zeitlichen Linearität eine klare Ausrichtung gibt.

 

In seinen Arbeiten geht es auch um unseren subjektiven Zugang zum Alltag – wie nehmen wir unsere Umgebung wahr. Das Objekt an sich, die Wasserwaage, wird dabei nicht direkt gezeigt, sondern als Bild (re-)präsentiert, gedruckt. Die inhaltliche, künstlerische Bedeutung seiner Arbeiten liegt sowohl im Objekt selber begründet, als auch im Kontext seiner Verwendung. Beide laden den scheinbar banalen Alltagsgegenstand semantisch und ästhetisch auf. Die Wasserwaagen sind gerade ausgerichtet, die Rahmen jedoch springen aus der Waagerechten heraus.

Jonas Hohnke spürt Prozessen des Alltags nach und dokumentiert diese Prozesse. Regentropfen fallen auf Papier und werden eingefärbt. Durch das Sammeln und Erhalten von Spuren werden Begebenheiten und Abläufe unserer Gegenwart konserviert und in einem anderen Kontext erfahrbar gemacht. Er bedient sich somit des Diskursfeldes Kunst, um neue Perspektiven zu öffnen – auf eine Ecke, auf eine Wand oder eben auf Regentropfen. Diese verteilen sich selbst und sind damit in der Kunst: gestisch, minimalistisch, malerisch, abstrakt... während sie im Alltag nur Regentropfen sind.

 

Hohnkes Kunst kreist um das Konzept des Readymades. Die ersten Readymades haben unter anderem deutlich gemacht, wie Kunst definiert wird und durch wen. Hohnkes Intention ist dabei nur sekundär das Aufzeigen hegemonialer Strukturen, er ist vielmehr ein sensibler Beobachter der Gegenwart und reduziert seine Erfahrungen auf verdichtete Bilder. Er findet diese in Gegenständen, die wir alle kennen. In einer Installation hängen farbige Handtücher an einer Wand. Kein Bronzeguss veredelt ihre Form, alles vom Menschen Hergestellte kann als Werk funktionieren oder wahrgenommen werden. Ein Handtuch hat per se eine visuelle und skulpturale Qualität. Durch die Reihung entstehen ein Muster und ein Raum von überraschender Intensität.

 

Doch wann ist ein Gegenstand ein Kunstwerk und aus welchem Kontext heraus kann etwas Kunst werden? Objekt, Rezipient und Kontext werden in Hohnkes Werk ständig neu verhandelt, seine künstlerische Strategie ist gleichermaßen irritierend, wie verführerisch. Seine Arbeiten sensibilisieren uns für die Poetik des Alltags.


                                                                Text: Dr. Philipp Horst 

 

 

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