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ANGELIKA RAUF: Miura-Ori

24. April - 27. Mai 2017

Nach einer japanischen Falttechnik hat die 1983 in Hannover geborene Künstlerin Angelika Rauf ihre Ausstellung betitelt. Miura-Ori, so die nach ihrem Erfinder Koryo Miura benannte Technik, erlaubt es, große, raumgreifende Objekte mit nur einer Bewegung zusammen- oder auseinanderzuklappen. Vielen ist dieses Phänomen durch die Falk-Pläne bekannt, die jedoch im Zeitalter der Digitalisierung immer mehr aus der Mode kommen.

 

Kennengelernt hat Rauf, die seit 2015 Meisterschülerin von Ayse Erkmen ist, die Technik bei einem Studienaufenthalt in Japan. In der aktuellen Ausstellung der galerie januar präsentiert die Künstlerin die Falttechnik in Form einer Serie von RISO-Drucken. Farbige Linien, die den unzähligen Knickspuren folgen, überziehen die einzelnen Blätter und beginnen bei längerer Betrachtung vor dem Auge zu tanzen, wodurch die starre Konstruktion lebendig zu werden scheint.


Die Drucke stellt sie einigen Zeichnungen gegenüber, die in ihrer Zurückhaltung wie in ihrer Materialwahl ebenfalls nach Asien zu verweisen scheinen. Dünne schwarze Linien bestimmen die abstrakten Komposition auf dem handgeschöpften Papier. Durch Überlagerung der Linien entstehen bisweilen komplizierte Bildaufbauten und Tiefenräumlichkeit. Dennoch scheint alles einer strengen Ordnung zu gehorchen.

 

Ganz anderes präsentieren sich die Werke im Obergeschoss. Auf den ersten Blick erscheinen die großformatigen Zeichnungen chaotisch und wild. Jedoch folgen auch sie einer inneren Struktur. „Physische Zeichnungen“ nennt Rauf diese Bilder, die mit beiden Händen und unter großem körperlichem Einsatz entstehen. Durch die beidhändige Bearbeitung des Papiers mit Graphitstiften kristallisieren sich Wiederholungen und beinahe identische Bewegungsmuster heraus, die den Blättern trotz ihrer starken Bewegtheit eine gewisse Ruhe verleihen.

Den Gegenpol zu den fast schon schwarz glänzenden Zeichnungen bilden Raufs Porzellanarbeiten: Sechs weiß schimmernde Gefäße, die an Kürbisse erinnern, stehen den Zeichnungen direkt gegenüber und verbreiten eine beinahe meditative Stimmung. Auch sie verweisen nach Japan, wo die Grenze zwischen Gebrauchskeramik und Kunstgegenstand wesentlich fließender als in Europa ist.


Im Untergeschoss der Galerie verbindet die Künstlerin ihre Leidenschaft für Keramik und Zeichnung miteinander. Unterschiedlichste Formen – mal organisch, mal geometrisch – , in saften Farbtönen gehalten, wachsen in die Höhe. Und trotz ihrer Verschiedenartigkeit weisen sie alle eine Gemeinsamkeit auf. Sie dienen der Zeichnung als Grundlage, die als Ritzzeichnung, als dreidimensionale Linie oder als feinstes Krakelee die Oberflächen überzieht.

                                                                                                                                 Text: Thomas Hensolt

 

 

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