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KLAUS DAUVEN: Brückenbaumwerk

Brückenbaumwerk - eine Zeichnung im öffentlichen Raum

entstanden anlässlich des 25jährigen Jubiläums von galerie januar

 

Eröffnung, 2. September 2005, um 20 Uhr

 

Das künstlerische Hauptinteresse von Klaus Dauven gilt dem öffentlichen Raum und besonders den vernachlässigten Nebenschauplätzen. Für sein jüngstes Werk in Bochum hat Klaus Dauven einen eher hässlichen Unort unter einer Brücke gefunden, im Abseits des Stadtteils Langendreer die Eisenbahnüberführung Gasstraße nahe der S-Bahn-Haltestelle Langendreer-West. Nicht jeder wird dort die anonyme Wandgestaltung überhaupt bemerken. Denn es gehört zum Konzept von Dauvens Kunst, dass sie in ihrer subtilen Unaufdringlichkeit leicht zu übersehen ist. Wer sie jedoch auf einer der beiden seitlichen Sichtbetonwände der Brücke plötzlich und en passent entdeckt, der sieht in völlig gleichwertigem Neben- bzw. Hintereinander vier wandbeherrschende geometrische Liniengebilde, welche unmittelbar an Bäume erinnern. Obwohl keines der schematisierten Liniengebilde mit einem anderen identisch ist, existieren sie dennoch in deutlicher Bezugnahme aufeinander.


In eben dem Maße, in dem die Bäume als solche gegenwärtig sind, bringen sie das Verfahren, dem sie sich verdanken, zur Erscheinung. Das Brückenbaumwerk Dauvens besteht offensichtlich aus nichts anderem als der im Lauf der Zeit durch Witterungs- und Umwelteinflüsse gewachsenen Schmutzschicht auf der Oberfläche des Betons. Die dunkle Patina hat der Künstler in dem für ihn typischen Verfahren mittels Drahtbürsten und Hochdruckreiniger partiell gesäubert, um zu der beabsichtigten Zeichnung zu kommen. Sie ist beschränkt auf die reine Umrisswirkung der Bäume sowie das Hell- und Dunkelgrau des Betons. Klaus Dauven fügt mit seiner Säuberung der vorhandenen Wandfläche nichts hinzu, sondern nimmt der Oberfläche lediglich etwas weg, wobei man hier von Negativ-Verfahren sprechen muss, da er nicht die Liniengebilde der Bäume selbst gesäubert hat, sondern diese stattdessen durch Sperrholzschablonen abgedeckt und nach und nach schmale Streifen des Grundes gesäubert hat. Es gibt keinen Ewigkeitsanspruch für die Zeichnung. Sie besteht nur temporär, unterliegt ihrerseits nachfolgender Verschmutzung und wird mit der Zeit allmählich verschwinden.


Um zum vielleicht Wichtigsten für Dauvens Brückenbaumwerk zu kommen: Die Stämme der Baumfiguren befinden sich jeweils in der Mitte von vier rechteckigen , durch Dehnungsfugen voneinander getrennten Wandflächen. Sie werden gebildet durch etwa 30cm breite und 5m hohe Schächte, die aus der Wandfläche ausgespart sind und jeweils ein auf ihrer ganzen Länge sichtbares Regenfallrohr umschließen. Als vertikale Gliederungselemente der Gesamtwand sind sie zweifellos der Ausgangspunkt für die Zeichnung. Die Rohrschächte geben in ihrer Funktion, Baumstämme zu bezeichnen und vorstellbar zu machen, ihre konkrete Gegenständlichkeit als Rohrschächte nicht auf. Entscheidend ist, dass sich das vorgefundene gegenständlich Konkrete und das neu entworfene linear Abstrakte vermittelt über deren gemeinsames Drittes - das Wasser. Wie sollte man es , über jede formale Ähnlichkeit zwischen einem senkrechten Rohrschacht und einem Baumstamm hinaus , nicht auch inhaltlich für bedeutsam halten, dass beide Wasser transportieren. Konkretes und Imaginäres laden sich angesichts von Dauvens Zeichnung - im tertium comparationis des Wassers - gleichsam gegenseitig auf. Und man kann zu dieser Erfahrung noch hinzunehmen, dass auch das Holz des Baumes an der Brücke nicht allein imaginär, sondern auch ganz konkret gegenwärtig ist durch das vor Ort erkennbare minimale Relief der Betonwand, welches die schmalen Schalbretter verursacht haben, die zur Herstellung der Wandflächen gedient haben. Auch dies ist ein Hinweis darauf, wie genau Dauvens Bildfindung auf die Vorgaben des Ortes reagiert und in ihr Aspekte des Realen durch Imagination aufgenommen werden.

 

Text: Ulrich Fernkorn

 

 

Weitere Informationen zu Klaus Dauven unter www.klaus-dauven.de

 

 

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