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MALTE FREY: The Causa Sui-Project

11. Januar - 14. Februar 2019

Mit dem Ausstellungstitel The Causa Sui Project spielt Malte Frey (*1990) auf die Überlegungen des amerikanischen Sozialanthropologen Ernest Becker an, der damit die Dualität des menschlichen Lebens zu fassen suchte. Auf der einen Seite der sterbliche Mensch, auf der anderen Seite die Suche nach dem Sinn des Lebens bzw. einer sinnstiftenden Narration und der damit verbundenen Unsterblichkeit. Jede Ideologie hat dabei ihre eigene Vorstellung und Normen entwickelt, um den Konflikt zwischen Sterblichkeit und Lebensmut zu überbrücken. Becker sieht darin das größte Konfliktpotential der Menschheit, da jeder Wahrheitsanspruch versucht zu beweisen, dass sein Glaubenssystem den anderen überlegen ist und so zu einer besseren Lebensweise führt. Zwangsweise entstehen so laut Becker Krieg, Bigotterie, Genozid oder Rassismus.


Fragestellungen, mit denen sich auch Frey in seinen Malereien befasst. Vor allem Gewalt spielt dabei in seinen jüngsten Arbeiten eine zentrale Rolle. Jedoch geht es dem Künstler nicht darum, Schreckensszenarien, wie sie aus unzähligen Bildern aus aller Welt und allen Zeiten bekannt sind, wiederzugeben. Die von ihm gezeigten Szenerien lassen Fiktion und Realität, (individuelle) Wahrheit und Wahrhaftigkeit miteinander verschmelzen. 

 

Besonders deutlich wird dies in seinem, für die Ausstellung gefertigten Wandgemälde, das sich über zwei voneinander getrennte Etagen erstreckt. Hier nutzt er zum einen Motive aus Computerspielen, wodurch die Gewalt eher surreal und in Form einer dauerhaften und unsichtbaren Bedrohung erscheint. Denn es sind nicht geschundene oder verletzte Körper, die er zeigt, sondern die aus Egoshootern bekannten Fadenkreuze oder Waffen haltende Hände, die sinnbildlich für Gewalt stehen. Verbunden werden diese zum anderen mit Bildern des persönlichen Alltags und den Erfahrungen von Frey. Vor allem sein Aufenthalt in China, speziell die riesigen Menschenströme in den Städten, spielt dabei eine wichtige Rolle. Comicartig verdichtet, verschränkt sich tatsächlich Erlebtes mit virtuell Erfahrenem, wodurch sich eine konkrete Geschichte jedoch nicht klar erfassen lässt. Dies liegt nicht zuletzt in der reduziert-abstrahierenden Farbigkeit – Schwarz, Weiß und Grün – und in der Trennung des Bildes begründet, wodurch der Maler Raum für die eigenen Gedanken des Betrachters schafft.

 

Auch die gezeigten Gemälde bieten Anlass für persönliche Überlegungen, wenn auch in anderer Weise. Einer Collage ähnlich, werden verschiedene Motive – mal abstrakt, mal figurativ-narrativ – auf der Leinwand arrangiert. Dicker, kräftiger Farbauftrag und Pinselstrich, gespachtelte und lasierende Partien wechseln sich ab und stehen doch gleichberechtigt nebeneinander. Sie sorgen – nicht zuletzt durch das langgestreckte Hochformat – zunächst für eine gewisse Orientierungslosigkeit und dennoch wirken die Gemälde dabei keinesfalls willkürlich oder chaotisch. Fast so scheint es, als würde man bei der Betrachtung, durch verschiedene Welten wandern, die getrennt und doch zusammen existieren. Im Sinne Ernest Beckers ein Spaziergang durch die physische und die erdachte Welt. In diesen Bildern offenbart Frey nicht nur die gesamte Palette seines malerischen Könnens, sein Neugier an Farbe, Material und Oberflächenstrukturen sondern auch sein Interesse an relevanten Geschichten, in der persönliches und allgemeines miteinander verschmelzen. Auch wenn am Ende der Betrachter selbst zum Erzähler der Geschichte wird.
                                                                                           Text: Thomas Hensolt

 

Weitere Informationen zum Künstler finden Sie unter http://maltefrey.de/

 

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