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MI-KYUNG LEE: Irgendwo

11. - 21. März 2005

Das Schwarz auf den Bildern Mi-Kyung Lees resultiert zuallererst aus dem Licht. Betrachtet man ihre Werke genauer, so erkennt man tatsächlich eine Vielzahl von Schattierungen, verschiedenen Farbbewegungen und Dichtegrade, die sich allmählich zu einem landschaftlichen Bildraum formen. Teilweise opak, teilweise transparent, entstehen über die gesamte Fläche räumlich gestaffelte Bildzonen, die sich – je nach individueller Vorstellungskraft – als Wolkengebilde, als Wälder und Gebirgspanoramen, als Wasserflächen und Horizonte deuten lassen. Das alles ist offen, wie unfixiert, geprägt von einem hohen Maß an Wandlungsfähigkeit, in einem Zustand noch vor der konkreten Formwerdung, eine Landschaft jenseits der Landschaft, fern jeder Abbildhaftigkeit, noch in Entstehung begriffen, irgendwo zwischen völliger Leere und maximaler Dichte.


Etwas anders verhält es sich bei den jetzt entstandenen Bildern, die sich zwischen Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel bewegen. Sie sind ganz ohne Einsatz von Buntfarben gemalt und doch ebenso reich an Nuancen und Zwischentönen. Hier gewinnt der Farbauftrag mit seinen vielfältigen Strukturen und Verläufen zunehmend an Kontrast. Ränder und Schichtungen der oftmals stark verflüssigten Malsubstanz nehmen die diffuse Gestalt von Bergen und Wäldern, von Seen oder Ebenen mit verschieden hohen Horizonten an. Stets aus der Ferne, aus großer Distanz betrachtet, begegnen uns atmosphärische, wie in Dunst gehüllte Landschaften, die sich weithin offen, gleichmäßig und ruhig vor unseren Augen ausbreiten. Gerade in ihrer zurückhaltenden, unaufdringlichen Komposition erscheinen uns die Bilder nicht als benennbare Naturporträts, sondern eher als Visionen, als Ideen von Landschaften.


Wenn wir uns die Zeit nehmen, die diese Bilder fraglos erfordern, so ist es gerade das Fehlen motivischer Anziehungspunkte, das Ausbleiben von Effekten und Sensationen, das die Sinne schärft und den Blick auf sich selbst zurückwirft: eine Malerei ganz ohne Behauptungen; eine Malerei, deren Bildwelt in letzter Konsequenz nicht mehr verspricht, als wir, die Betrachter, mit unserer Einbildungskraft, unserer Erinnerung und Erfahrung einlösen können.

 

Text: Dr. Stefan Rasche

 

 

Weitere Informationen zu Mi-Kyung Lee unter www.mikyunglee.com

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