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GABI ROTTES: itsallabaout MIES

16. November - 13. Dezember 2018

Dem Ausstellungstitel entsprechend präsentiert Gabi Rottes in der Bochumer galerie januar e.V. Werke, die zwischen 2017-2018 entstanden sind und sich allesamt mit einer Ikone unter den Architekten beschäftigen – Mies van der Rohe. Neben skulpturalen Arbeiten stehen vor allem Fotografien und Videos im Zentrum der Schau, in denen sie ausgewählte (zum Teil realisierte, aber auch nur geplante) Gebäude des deutsch-amerikanischen Architekten gewissermaßen seziert, dekonstruiert und neu zusammensetzt, um so ganz neue und eigenständige Kunstwerke entstehen zu lassen.

 

Den erzählerischen Auftakt stellt die Videoarbeit MIES.and theo dar, Ausgangspunkt hierfür bildet van der Rohes Studie Landhaus in Backstein. Dieser 1924 entstandene Entwurf zeigt erstmalig die Idee des offenen Grundrisses, der ineinanderfließenden Räume, die sein Œuvre nachhaltig prägen werden. Von Musik begleitet, baut sich der Grundriss dieses nie verwirklichten Privathauses vor den Augen des Betrachters langsam auf, nur um Momente später unter farbigen Flächen zu verschwinden und sich in einer geometrischen Konstruktion gänzlich aufzulösen. Aus der dreidimensionalen Architektur wird so ein zweidimensionales Gemälde. Mit ihrem Video beleuchtet Rottes in fast spielerischer Weise die Verbindung zwischen Mies an der Rohe und Theo van Doesburg, dessen Malerei laut einiger Kunsthistoriker*innen als Inspirationsquelle für die fließenden Räume diente.

Auch in den gezeigten Skulpturen und Fotografien geht es immer wieder um das Wechselspiel zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. In Mies.LageBeziehung überträgt sie Ausschnitte von zuvor fotografierten Wand- und Bodenbelägen, die so typisch für die Ausgestaltung der mies’schen Architekur sind, auf Aluplatten. Diese werden von ihr gefräst und gefaltet, so dass sie wie abstrakte Origamiarbeiten erscheinen, die frei im Raum stehen können.


Analog dazu sind die beiden Werkgruppen Mies.Die Befreiung der Ordnung und Mies.Weiße Schatten zu verstehen. Collagenartig werden Fragmente und Ausschnitte aus dem Barcelona-Pavillon (geb. 1929) am Computer miteinander verbunden und in dreidimensionale Objekte überführt, die jedoch wiederum als Fotografie wiedergegeben werden. Objekt- und Körperhaftes wird so wieder in die Fläche überführt, gewissermaßen eine Rückkehr zum eigentlich flachen Ausgangsmaterial der Fließenspiegel aus Onxymarmor, Travertin oder Serpentinit.

 

Wie in den Gebäuden, die Gabi Rottes als Ausgangspunkt dienen, spielt auch in ihren eigenen Werken die Verwendung von Glas eine Rolle. Während in MIES.de-lighted unter anderem Fotografien aus dem Farnsworth House (geb. 1951) direkt auf Glasplatten gedruckt werden, geht die Künstlerin in  MIES.edith’s dream einen anderen Weg. Die an einen Paravan erinnernde Skulptur zeigt collagierte 3D Visualisierungen des Farnsworth House, die von allen schmückenden Details befreit worden sind. Lediglich die konstruktiven Teile sind erhalten geblieben, wodurch der Betrachter sich das Gebäude einerseits komplett erschließen kann. Andererseits entstehen durch die Überlagerungen und die Wiedergabe der verschiedenen Gebäudekompartimente in unterschiedlichen Graustufen auch Unsicherheiten. Das Gebäude erscheint extrem variabel und durchsichtig.

 

In MIES.moving curtain und MIES.miesian motion treibt Gabi Rottes die Idee des Künstlers vom grenzenlosen Raum auf die Spitze. In beiden Videoarbeiten lässt sie den Betrachter quasi durch die Räume fliegen, deren Grundlagen etwa im Barcelona-Pavillon, dem Farnsworth House oder auch der Neuen Nationalgalerie zu finden sind. Vorn und Hinten, Innen und Außen scheinen sich zu durchdringen, Grenzen werden aufgelöst, damit kommt sie der Architektur Mies van der Rohes ganz nah und geht doch weiter, als er es in seinen originären Bauten je geschafft hat – die vollständige Entgrenzung des Raumes.

                                                                                           Text: Thomas Hensolt

 

 

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