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KLAUS DAUVEN: Reverse-Graffito für einen Toten (Filmvorführung)

Sonntag, 30. April 2023, 14 Uhr im endstation.kino 

Am 5. Oktober 2022 entstand im Bochumer Westpark ein Reverse Graffito vom Künstler Klaus Dauven. Das mit einem Hochdruckreiniger aus der Patina einer Betonmauer herausgearbeitete Porträt zeigt Josef Anton Gera. Der 59-jährigen Josef Gera war 25 Jahre zuvor auf diesem Industriegelände von zwei Rechtsradikalen derart zusammengeschlagen worden, das er am 16. Oktober 1997 in einem Krankenhaus verstarb.

 

Die beiden Rechtsradikalen wurden gefasst. Die Täter gaben im Polizeiverhör an, sie hätten Josef Gera für schwul gehalten und hätten „es ihm mal zeigen“ wollen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz der Polizei und der Staatsanwaltschaft bezeichnete die Staatsanwalt- schaft das Geständnis der beiden Täter als Schutz- behauptung. Bei der Tat hätte es sich um eine Exzesstat unter Alkoholeinfluss gehandelt. So entpolitisierte die Staatsanwaltschaft den Mord. Die Presse schloss sich dieser Wertung an. In dem Prozess 1998 wurden die Täter nicht wegen Mordes, sondern wegen Totschlags angeklagt und verurteilt. Ihr homophobes Motiv fiel, ebenso wie ihre Bekenntnisse zum Nationalsozialismus, unter den richterlichen Tisch. Und die Presse schrieb von einem „Lehrstück aus der Serie: Die heillosen Folgen des Alkoholkonsums“ (WAZ, 18.04.1998). Mit diesem Vorgehen wurde das Image der Stadt vor dem Ruf gerettet es hätte in Bochum einen rechtsradikalen, homophoben Mord gegeben. Nur wenige Menschen bemühten sich vor 26 Jahren die politischen Hintergründe des Mordes an Josef Gera zu recherchieren und zu dokumentieren. Mittlerweile reicht ihr kontinuierliches Engagement über 26 Jahre. Ihren Aktivismus und publizistischen Bemühungen ist es zu verdanken, dass das Schicksal Josef Geras damals wie heute publik gemacht wird. Der vorliegende ca. 30 minütige Film zeigt die Entstehung des Reverse-Graffito und ihre 26-jährigen Bemühungen, die rechtsradikalen und homophoben Hintergründe der Gewalttat in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

 

Produziert wurde die Dokumentation von German Wiener und Heiko Koch.

Am 30. April sind der Graffito-Künstler und die Filmemacher zugegen.

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