MARTIN BRÜGER & ANDREA HOLD-FERNECK: vis-à-vis
18. August - 29. September 2000 zum 20-jährigen Jubiläum der galerie januar
Martin Brüger - Arbeiten aus zwei Werkserien, den Möbelfarbkörpern und aktuellen Fotoarbeiten
"...Ausgehend von Gebrauchsmöbeln aus der Serienproduktion, hat Martin Brüger die Hängeschränke und Regale in Längsrichtung doppelt durchschnitten, um ihnen - gewissermaßen im Sandwich-Verfahren - hochglanzlackierte Farbvolumen anstelle der entfernten Zwischenstücke einzuverleiben. Durch diese Erweiterung verlieren sie nicht nur ihre einstige Zweckbestimmung , sondern werden in scheinbar minimalistische Farbplastiken umgewandelt, die in der Konfrontation von flächenhaften und raumgreifenden Elementen gleichermaßen bildhafte wie skulpturale Eigenschaften hervorbringen...
...Auf dem Zusammenwirken verschiedener Raumebenen und Flächenpläne beruhen auch die aktuellen Fotoarbeiten des Künstlers. Hier nun sind es flächige Ansichten von
Gewerbearchitekturen, von Plakatwänden und wellblechverschalten Lagerhäusern, die Martin Brüger seinen Manipulationen zugrunde legt. Dabei wird an die Stelle säuberlich herausgeschnittener
Binnenflächen weiße Farbe rückseitig auf das Acrylglas aufgetragen, das den Fotografien vorgeblendet ist. Wo sich ursprünglich Fenster, Tore oder bunte Werbeplakate befanden, sind nunmehr
fragmentarische "Blindflächen" eingesetzt. Und nähern sich die profanen Architekturansichten durch solche monochromen Tilgungen abstrakten Farbfeldmalereien an, so wird durch diesen Verfremdungsakt
die motivische Lesbarkeit der Fotografien doch niemals ganz in Frage gestellt. Auch hier gelingt dem Künstler eine sorgsam austarierte Gratwanderung zwischen vertrauten und fremden Informationen,
zwischen Wiedererkennung und Irritation, die unser begrenztes perspektivisches Repertoire auf die Probe stellt."
Text: Stefan Rasche
Andrea Hold-Ferneck - Die Differenz der Bilder
Ausgehend von der Fotografie befaßt sich Andrea Hold-Ferneck mit Fragen der Bildwirklichkeit und ihrer Wahrnehmung, die weit über die fotografische Praxis hinausweisen.
Dabei ergänzen sich ihre Arbeiten zu einem offenen System, das sich im Zustand permanenter Verwandlung und Erweiterung befindet. So reflektieren etwa ihre zahlreichen Aufnahmen von Pflanzen und
Bepflanzungen das Verhältnis von Natur und Künstlichkeit, von Bild und Abbild, wie es einerseits mittels farblich-formaler Manipulation zutage tritt, andererseits aber auch um diverse Realien -
Versatzstücke aus der Alltagswelt - stillebenhaft ergänzt wird. Hinzu treten reine Kunstprodukte, etwa in Gestalt monochromer Luminogramme, die ebenfalls dem Paradox des Bildermachens Ausdruck
verleihen, zumal es sich faktisch um Farbflächen handelt, die dennoch erhabene Raumillusionen schaffen.
Text: Stefan Rasche