SUSANNE CIRKEL: Lichtwandel
Die auf zwei Etagen des Hinterhauses in Bochum-Langendreer ausgestellten zehn ungegenständlichen Bilder, die in den letzten Jahren entstanden sind, bezeugen den
besonderen Rang einer Farbmalerin, die ohne kräftige Buntwerte auskommt und deren Werk auch ansonsten von großer Verhaltenheit geprägt ist. Anstelle farbiger Knalleffekte und abgegrenzter
Formelemente sieht man in ihren mittelformatigen Leinwänden dünnflüssig und geduldig Schicht für Schicht aufgetragene Acryllasuren, in denen vergleichsweise unbunte Farben in subtilen Nuancen
ineinander übergehen. Was auf den ersten Blick als wolkig und diffus erscheinen mag, erweist sich bei längerer Betrachtung als notwendige Bedingung eines verblüffend lebendigen Farbgeschehens, dessen
einzelne Aspekte sich ebenso immer wieder verlieren, wie sie sich immer wieder neu zu bilden beginnen.
Lichtwandel: Das Wort passt sicher gut zum durchscheinenden Charakter der Farbgemälde, zum Transluzenten dieser Malerei in Schichten, bei denen das jeweils Überdeckte noch stets den Eindruck des
Überdeckenden mitbestimmt. Und doch ist der Begriff Lichtwandel lediglich eine Metapher: denn er will keine bestimmte vorübergehende Beleuchtungssituation bezeichnen, wie sie beispielsweise in der
Dämmerung zwischen Tag und Nacht oder beim Dimmen einer Lampe auftritt, sondern er ist eher ein Sprachbild, das der hier nur angedeuteten Übergängigkeit des Bildgeschehens mit seinen lichthaften
Aufhellungen und Eintrübungen entsprechen will.
Susanne Cirkel hat Freie Kunst bei Prof. Mechtild Frisch an der
Kunstakademie Münster studiert. Sie wohnt und arbeitet in Dortmund.
Text: Ulrich Fernkorn